Das Pekol-Museum in Oldenburg


Hans-Joachim Luckau hat ein Herz für altes Blech. So fing er vor etwa 25 Jahren an, das ein oder andere Fahrzeug vor der Verschrottung zu retten und legte damit schon den Grundstein für das heutige Museum.

Wer vom Fach ist, kennt das Spiel: Ist der erste Oldie erst einmal da, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die nächsten Kandidaten dazugesellen. Es gibt ja auch einfach zuviele interessante Fahrzeuge, welche aufgehoben werden wollen. So wurde aus einigen Fahrzeugen eine ganze Sammlung. Der zwischenzeitlich gegründete "Verein für Verkehrsgeschichte e.V." unter Leitung von Herrn Luckau bekam im Jahr 2003 die einmalige Gelegenheit, den gesamten Fahrzeugpark in den Hallen des ehemaligen Pekol-Betriebshofes (später die städtische VWG) unterzubringen. Etwas besseres konnte man sich gar nicht vorstellen. Unter solch optimalen Vorraussetzungen bot es sich an, die Fahrzeuge der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, indem der Verein begann, ein kleines Museum aufzubauen.
Jeden 1. Sonntag im Monat besteht für Gäste die Gelegenheit, in automobile Geschichte einzutauchen. Immerhin 12.000 Besucher haben allein letztes Jahr diese Möglichkeit genutzt, so Hans-Joachim Luckau.
Der Autor dieser Zeilen nutzte im Juli diesen Jahres einen Besuch in Oldenburg für die exklusive Besichtigung einer Vielzahl von Raritäten. Einen Einblick sollen die folgenden Bilder vermitteln.


Der erste Blick, direkt nach dem Betreten der Hallen.

Linker Hand stehen ein O321 mit Personenanhänger, sowie dahinter diverse PKW-Youngtimer (z.B. Ford Granada, BMW 5er E12, etc.) welche nicht im Bild festgehalten sind, aufgrund unpassender Lichtverhältnisse.

Nochmal ein Blick auf den O321 im Eingangsbereich. Im Hintergrund stehen Opel Manta und Ford Capri.

Kindertraum der 1950er Jahre: Ein Mercedes-Benz L3500 als Bergekran. Mit 22 Tonnen Eigengewicht war dieser Koloss im Dienste der Feuerwehr Montabaur unterwegs. Das Fahrzeug ist derzeit zugelassen und direkt einsatzbereit.


Pekol – Was ist an diesem ehemaligen Busbetrieb eigentlich so besonders?

Seit den 1950er Jahren wurde über Jahrzehnte der städtische Busbetrieb vom Unternehmer Pekol betrieben.
Der Betrieb galt damals als besonders innovativ, weil nicht etwa auf Angebote der Busindustrie zurückgegriffen wurde – Herr Pekol konstruierte seine Fahrzeuge selbst.
Kässbohrer in Ulm entwickelte seinerzeit die selbsttragende Bauweise, während Pekol diese bereits entscheidend zu verbessern wußte. So wurde beispielsweise ein Großteil des Busses aus Aluminium gefertigt, um das Eigengewicht zu senken und eine höhere Nutzlast zu erreichen.
Als Antrieb dienten Henschel-Motoren. Wegen häufiger Reparaturen wurde die Wartungsfreundlichkeit dahingehend verbessert, daß man die Antriebseinheit auf Gleitschienen montierte. So konnte man mit einfachen Mitteln den Motor vom Rest lösen und wie auf einer Schublade aus dem Heck herausziehen.
So entstand der sogenannte Pekol-Setra, der in Oldenburg konstruiert und in Ulm bei Kässbohrer in Kleinserie gefertigt wurde.
Immerhin zwölf dieser Busse hat Herr Lückau bis heute wieder aufgetrieben und teilweise restauriert.
Mitunter wurden die Fahrzeuge zuvor als Wintergarten oder Hühnerstall benutzt.

Möglich werden solch ambitionierte Projekte nur durch entsprechende Unterbringsmöglichkeiten, wie sie derzeit noch bestehen. Hinter den Kulissen der Austellungsfläche, welche nur einen Teil der Hallen ausmacht, stehen noch viele weitere, teils unrestaurierte, Raritäten der Nutzfahrzeuggeschichte. Stellvertretend seien gennant: seltene Setra-Busse der 60er (z.B. ein Setra 6-6 Stadtbus), Büssing BS110V, MAN 750SL (Vorläufer der Standard 1-SL Baureihe), SL200 ex-VWG Oldenburg, kompletter MAN F8 Gliederzug Bj. 72 und vieles mehr.


Doch bald droht das Aus...

....wenn die Stadt Ihre Pläne verwirklicht und das Gelände dem Erdboden gleichmachen sollte.
Zur Aufstockung des städtischen Haushalts, wurde beschlossen das Gelände zu verkaufen. Die Entscheidung des Stadtrates fiel in diesem Jahr knapp zu Ungunsten des Museums aus. Einige Mitglieder des Stadtrates besichtigten zuvor die Sammlung und ließen sich von der Bedeutung überzeugen. Doch leider reichte es am Ende doch nicht ganz aus, um den Verkauf abzuwenden.
Es gibt bereits diverse Kaufinteressenten für das Grundstück. Darunter, so Lückau, auch Leute, die zumindest einen Teil der Hallen inklusive Fahrzeugsammlung bestehen lassen würden.
Doch die Stadtverwaltung ist der Ansicht, ein eingeebnetes Gelände ließe sich besser verkaufen, als bebauter Grund.
Auch große, regionale Tageszeitungen, wie z.B. die Nordwest Zeitung, machten in großen Artikeln auf den drohenden Verlust der historischen Sammlung aufmerksam, was an der Situation jedoch nichts geändert hat.
Aktuell sieht es so aus, als würde sich der Abriss kaum noch verhindern lassen.
Die Stadt wäre bereit, die 12 Pekol-Busse als Kulturgut einzulagern (keine Ausstellung), alles "drumherum" wäre jedoch Privatangelegenheit.
Wer die Ausstellung in der jetzigen Form noch einmal besichtigen möchte, sollte sich also beeilen!

Auf der andere Hallenseite ist ein von Firma Pekol entwickelter Linienbus aus den 50er Jahren zu sehen. Kässbohrer fertigte hiervon in Lizenz eine Kleinserie von 20 Fahrzeugen für Oldenburg. Innovativ war die konsequente Leichtbauweise, großteils aus Aluminium in SElbstTRAgender Bauart, die dem Fahrzeug erstmalig eine höhere Nutzlast als Leergewicht verlieh. Zwischen den Frontscheiben erkennt man das SETRA-Emblem.
Dieser Bus ist der einzige, welcher aus dieser Kleinserie erhalten geblieben ist. Teil seiner Vergangenheit war eine Nutzung als Hühnerstall, bevor Hans-Joachim Luckau das Fahrzeug geborgen hat.

Feuerwehr-Autos aller Jahrgänge: Vom Leiterwagen der 1930er-Jahre, über den ersten "Großraumkrankenwagen" auf Mercedes L319-Basis, bis zum Rundhauber der Typen L322 (50er Jahre) bis 1313 (70er) ist vieles vertreten.

Auf der widerum gegenüberliegenden Seite befindet sich eine Galerie der ganz besonderen Raritäten dieser Sammlung: Die Pekol-Eigenbauten, welche in den Nachkriegsjahren das Oldenburger Straßenbild prägten. Das Landesamt für Denkmalpflege beabsichtigt diese Omnibusse sogar unter Denkmalschutz, als mobiles Kulturgut, zu stellen.
Im dunklen Vordergrund ist rechts ein weiterer O321 zu erkennen, welcher sich weitestgehend im unrestaurierten und dennoch gut erhaltenen Originalzustand befindet.

Reisebus? Vor 50 Jahren waren die Ansprüche deutlich geringer. Auf Kunstlederbänken und Klappsitzen im Mittelgang fuhren die Reisenden in den Urlaub. Heutzutage wäre solch ein "Komfort" selbst im Stadtbus undenkbar.

Klappsitze im Gang. So konnte die Anzahl der Fahrgastplätze deutlich erhöht werden. Später wurde diese Form der Unterbringung aus Sicherheitsgründen verboten, da der Fluchtweg im Notfall komplett versperrt war.
Eine komplett erhaltene Originalbestuhlung ist unter diesem Aspekt umso erstaunlicher.

Am Rad drehen... das würde man hier gerne einmal machen. Das Volant eines O321 gehörte zu den echten Schmuckstücken. Damals war man beim lenken des Busses noch auf die Hebelwirkung angewiesen, so daß der Umfang dieses Lenkrades geringfügig über dem moderner Fahrzeuge liegt. Ein Chromring dient der Betätigung des Blinkers, mittels verdrehen nach links bzw. rechts.

Dem Reiseverkehr diente dieses Fahrzeug von 1956, ebenfalls eine Eigenkonstruktion von Firma Pekol. Als Antrieb dient Technik aus dem Hause Henschel. Zeitgenössisches Zubehör dekoriert die Szene.


Genaue Daten verrät dieses Datenblatt. Anhängerbetrieb mit 125PS dürfte ein eher beschauliches Unterfangen sein.

So, oder so ähnlich könnte es 1956 ausgesehen haben, als man mit Pekol-Reisen auf Tour ging.

Sieht ja ganz gemütlich aus. Obwohl, oder gerade weil, es sich vermutlich nicht um die Originalsitze handelt. Die Dachrandverglasung ist legendär.

Der Fahrerplatz. Auffallend sind die vergleichsweise niedrigen Frontscheiben.

Originalplakate aus den 50ern. Auf dem linken Bild erkennt man eine Oberleitung, welche dato einem Netz von Trolley-Bussen diente. Kurze Zeit später wurde der O-Bus-Betrieb in Oldenburg eingestellt.

Ein zweites, ähnliches Fahrzeug.

Hessische Oldtimer im Kontrast: links ein restaurierter Möbelwagen von Henschel aus Kassel, rechts die Überreste des letzten erhaltenen Busses der ehemaligen Orion-Werke aus Eschwege.
(c) JT 2009